Lachsangeln Victoria/Sooke, BC, Kanada

  • 31.8. 2025; Sooke


    Der dritte Tag meines Angelmarathons stand an. Diesmal hatte ich Sven und seinen 12 jaehrigen Sohn Konstantin mit auf dem Boot. Die beiden hatten schon eine grosse Reise entlang der Kueste vom Festland BC und Vancouver Island hinter sich. Sven hatte mich schon vor Monaten mal angeschrieben und nach Ratschlaegen gefragt, wie er seinen Sohn an einen oder noch besser mehrere Lachse kriegen koennte. Ich hatte ihm fuer die Saison passend ein paar Tipps und Vorschlaege gemacht und die beiden dann natuerlich auch auf mein Boot zum Meeresangeln eingeladen. Dafuer bot sich das lange Wochenende Ende August an, fuer das wir 2 Tage Lachsangeln vor Sooke ausgemacht hatten.


    Auf ihrer 3 woechigen Reise vorher erlebten die beiden viel und sahen spektakulaere Ecken dieser Kueste. Sven schickte mir einen Link zu einem Reise-Blog auf einer mir bis dahin unbekannten Reise App (Find Penguins) mit welcher ich deren Reisefortschritt, Abenteuer und auch Angelerfolg klasse verfolgen konnte. Leider stellte sich die Lachsangelei an Fluessen und Baechen als sehr schwierig heraus. Einmal war es noch sehr trocken und viele Fluesse hatten noch zu wenig und zu warmes Wasser als das die Lachse da hineinziehen koennten. Und an dem Nordinselfluss auf den ich gewettet haette das sie was fangen, dort stellte sich heraus, dass die Elterngeneration der Pinks vor zwei Jahren wegen Duerre nicht zum Laichen gekommen waren und daher die diesjaehrige Generation praktisch ausfiel. Das wusste ich auch nicht. Statt Lachs fing Konstantin an der Cluxewe Muendung mit grosser Ausdauer fette Seeskorpione und einen Dolly Varden Saibling. Einen Pink hatte er wohl kurz an der Fliege dran gehabt, aber der schlug sich wieder los. Dann hatten sie noch Pech das eines ihrer Ziele an der Westkueste wegen Waldbraenden nicht erreichbar war. Am Campbell und Quinsam River fingen die beiden dann aber endlich ihre ersten Lachse, auch wenn sie der Schwarzbaer hin und wieder von ihrer Stelle vertrieb.


    Waehrend die beiden so durch die Kuestenwaelder zogen, rappelte es hier vor Victoria so richtig im Meer und ich wuenschte die ganze Zeit die beiden waeren zuerst zu mir gekommen. In der Woche vor ihrer Ankunft nahmen dann die Fangerfolge auf den hiessigen Booten merklich ab und die zwei Touren mit Christian und Gabriel bestaetigten den abnehmenden Trend. Aber ich war mir sicher das wir zumindest Etwas fangen wuerden. Verwoehnt von Massenfaengen waren die beiden ja nicht auf ihrer bisherigen Tour. Aber das bestaetigte wieder was ich immer wieder sage wenn mich Touristenangler kontaktieren: Lachse fangen ist nicht einfach. Im Gegenteil, fuer Touristen ohne Boot und einem kurzem Zeitfenster ist Lachse fangen eine sehr komplizierte und unberechenbare Aufgabe. Das haengt erst einmal von der Saison ab – Lachse sind fuer Touristen natuerlich am leichtesten im Suesswasser erreichbar. Aber dort sind sie eben nur eine kurze Zeit im Jahr und dieses Zeitfenster ist von Fluss zu Fluss verschieden – von Regen/Wasserstand aber auch von der Lachsart abhaengig. Und selbst in wasserstandsregulierten Systemen wie dem Campbell River koennen die Lachse mal ein Jahr 2 Wochen frueher oder spaeter in den Fluss kommen. Solche zeitlichen Aenderungen koennen durch Bedingungen im Pazifik verursacht werden, die keiner der besten Wissenschaftler auf dem Schirm hat. Damit wird eine Flussangelreise immer zu einem Gluecksspiel. Und ausser Lachsen sind in den meisten naehrstoffarmen Kuestenfluessen und Baechen nicht viele andere lohnenswerte Angelziele.


    Und selbst wenn man die Aufstiegszeit der Lachse gluecklich abgepasst hat, ist das Lachse fangen im Fluss zum Teil aeusserst frustrierend und gewoehnungsbeduerftig. Wie die meisten von Euch wissen, fressen Lachse nicht mehr im Fluss. Damit sind die ganzen Fangstrategien die sonst fuer alle Angelarten gelten – Nahrung imitieren, Fressverhalten lernen, naturgetreu anbieten etc – praktisch ungueltig fuer die Lachsangelei im Fluss. Man kann stundenlang vor einem Schwarm stehen und den Fischen alles in der Koederbox vor den Maeulern entlang fuehren und nichts. Kann einen verrueckt machen! Und dann, ploetzlich und voellig unergruendlich warum, schnappt dann einer zu. Reiner Reflex – oder Aggressionsbiss. Aber einige Angler haben da schon verzweifelt abgebrochen und aufgegeben. Es kann natuerlich auch mal anders gehen wenn ein frischer Schwarm vom Meer einzieht und viele aggressive Milchner dabei sind. Dann kann es auch mal Sternstunden mit Biss auf Biss geben. In der Regel ist das allerdings selten.


    Oder man verschreibt sich einer anderen Methode, die allerdings nicht Jedermann’s Geschmack ist; das ist das sogenannte Flossing. Damit spekuliert man ueberhaupt nicht mehr auf eine Bissreaktion des Lachses sondern laesst sein langes Vorfach so geschickt durch die Stroemung treiben, dass es sich im Maul der atmenden Lachse verfaengt und dann der durchgezogene Haken aussen am Maul haengenbleibt. Ist auch nicht einfach diese Technik zu meistern und es gehoert viel Geschick und Gewaesserkenntnis dazu. Allerdings hat das mit der traditionellen Idee einen Fisch zum Anbeissen zu verleiten nichts mehr zu tun. Eher verwandt mit dem Reissen eines Fisches – frueher kannte man das von der Skrei-Angelei in Norwegen oder in der Ostsee. Oder eben wie Jagen: an die Beute anschleichen, anpeilen und den Abzug druecken. Daher ist das Meeresangeln auf die noch fressenden Lachse generell einfacher wenn man denn ein Boot zur Verfuegung hat und gute Stellen kennt. Frueher gab es viele Bootsverleihe auf Vancouver Island die dieses Unterfangen fuer Touristen einfacher gemacht hatten. Jetzt kenne ich nur noch 2 Stellen mit Motorbootsverleih: Pedder Bay Marina vor Victoria und Moutcha Bay Resort im Nootka Sound. Letzteres nicht ganz billig, aber dafuer top Boote.


    Da Sven und Konstantin mit ihrem Camper auf einem Campingplatz in Sooke standen, verabredeten wir uns gleich an der Sunny Shores Marina in Sooke. Nach einer kurzen Begruessung ging es gleich los. Wir legten noch die Krabbenfalle aus in der Hoffnung dem Krabbenkloster voller Nonnen hier tief im Sooke Inlet zu entgehen. Dann duesten wir vor Secretary Island wo es ja gestern ziemlich gut lief. Hoffnungsvoll liessen wir die zwei Schleppruten runter und ich erklaerte den beiden das Geraet und Bedienung. Und von da an brauchte ich mich auch im Prinzip nicht mehr darum kuemmern. Konstantin hatte das alles ganz schnell raus und bediente das Geraet bald wie ein Experte. Die ersten Bisse liessen aber auf sich warten. Gestern fing die Beisszeit ja auch erst tief in die Flut hinein an. Die ersten Zuppler kamen von Mini-Cohos. Konstantin war super konzentriert und kriegte die vorsichtigen Zupfer alle mit und rettete so wohl einigen der Winzlinge das Leben.


    Dann tauchte ploetzlich ein Buckelwal hinter dem Boot auf und schwamm dicht an unserem Boot vorbei Richtung offshore. Der war wohl auch auf Suche nach Futter und Action. Und so liess ich mich inspirieren und schleppte langsam auch in tiefere Gefilde. Erst eine ganze Weile spaeter und weiter draussen kam der erste richtige Biss und Konstantin drillte gekonnt seinen ersten Meereslachs ans Boot; ein Pink! Also ein paar davon waren also immer noch da. Ich wollte heute aber nur Fische mitnehmen die eventuell verletzt waren. Der hier liess sich prima wieder freilassen. Sven wollte auch keine Lachse behalten – sie waren ja schon am Ende ihrer Tour und er hatte nicht vor Lachs mit nach Deutschland zu nehmen.


    Nach diesem Anfang ging nun regelmaessig was auf unsere Koeder. Mal auf die flachere Rute, mal tiefer. Es war ein bunter Mix aus Cohos und Pinks oder kleinen Chinooks. Die Cohos zogen flach und waren aggressiv und rissen hart an den Ruten. Aber so richtig grosse Exemplare waren noch nicht dabei. Einmal half ich Konstantin sein Geschirr wieder einzubringen, da rappelte die andere Rute los und Sven schnappte sich die Rute. Der machte schon etwas mehr Alarm und sprang auch einmal. Als Sven ihn neben dem Boot hatte, sah ich das einer der Haken hinten im Kiemenbogen hing und eine Blutfahne herauszog. Ein banger Blick zur Fettflosse: Gott sei Dank, keine dran! Den konnten wir mitnehmen. Waere schade gewesen den wieder reinschmeissen zu muessen. Ein feiner vielleicht 8 pfuendiger Coho! Sven fuehlte sich ein bisschen schuldig das er den bisher groessten Lachs nun selber gefangen hatte. Aber Konstantin nahm es sportlich.


  • 31.8. 2025; Sooke cont...


    Weil wir einige Lachse um uns herum springen sahen, machte Konstantin seine Fliegenrute fertig und Sven haengte eine pinke Lachsfliege ans Vorfach. Das Ganze schleppen wir nun hinten durch die Mitte des Bootes raus. Die Fliege fluppte dann so 10 m hinter dem Boot an der Oberflaeche herum. Und ploetzlich riss es auch richtig hart an der Fliegenrute und Konstantin liess alles fallen und liegen und sprang hin. Inzwischen schraubte sich schon ein richtig fetter Coho bestimmt einen ganzen Meter aus dem Wasser und waelzte sich wild an der Oberflaeche. Whoaa, jetzt wuerde ein richtiger Tanz an der Fliegenrute beginnen, dachte ich! Aber leider hatte der Coho im Sprung den Haken irgendwie abgeschuettelt. Schade! Der waere sicher ueber 10 Pfund gegangen. Vielleicht kam ja noch einer an die Overflaeche. Aber nun fanden die Moewen die Fliege und attackierten sie staendig. Ich hatte Angst das eine Moewe am Haken haengenbleiben wuerde und machte eine beschwerte Fliege dran die vielleicht 1-2 m tief lief. Daran hatten wir aber kaum noch Action.


    Dafuer gingen aber immer noch regelmaessig Pinks oder Cohos auf die Downriggerruten und Konstantin hatte Spass an den Drills. Wir liessen alle Lachse wieder frei. Ein grosser Chinook wollte heute aber nicht anbeissen. Aber eine Kuriositaet sollte noch kommen; nach einem beherzten Biss kam ein seltsames Wesen an die Oberflaeche. Wir schauten uns fragend an was das wohl waere. Sven kurbelte es heran – eine Tauchente! Die war doch tatsaechlich 20 m tief getaucht und hatte sich unseren Kunstkoeder geschnappt! Gluecklicherweise hing der Haken nur lose im Fluegel und ich konnte den Vogel schnell befreien. Sachen gibt’s! Am fuehen Nachmittag machten wir dann Schluss. Ich wollte heute der ganzen deutschen Gesellschaft ein grosses Fischgelage liefern und musste noch einiges vorbereiten und natuerlich das Boot saeubern und entsalzen. In der Krabbenfalle fanden wir wieder nur Weiber. Das gibt es doch nicht! Waren die Maennchen ausgestorben!? Vielleicht muessten wir es morgen mal flacher probieren.


  • 1.9. 2025; Sooke


    Der zweite und letzte Tag mit Sven und Konstantin stand an. Obwohl wir gestern nicht schlecht gefangen hatten, wuenschte ich mir noch eine Steigerung. Vorallem hoffte ich auf wenigstens einen Grosschinook der Konstantin mal so richtig alles abverlangte. Und ab heute, erster September, durfte man auch wieder 2 Chinooks in allen Groessen behalten. Aber ob noch welche da waren, war die grosse Frage!


    Wieder slippten wir bei Sunny Shores und wieder ging die Krabbenfalle ins Wasser; diesmal flacher als die letzten Tage. Irgendwo musste doch der Pascha im Harem sein. Dann duesten wir aus dem Sooke Inlet raus. Die Flut war nun schon einiges nach hinten verschoben seitdem ich Freitag angefangen hatte zu angeln. Jetzt hatten wir schon eine Stunde Ebbe am Morgen bevor die Flut auch nur anfing. Und so machte es wenig Sinn schon jetzt vor Secretary Island zu fahren wo die Lachse normalerweise erst bei Flut vorbeikamen. Und so beschloss ich die erste Stunde in der Trap Shack Bucht zu verbringen. Da sollte doch was gehen. So dachten auch ein paar andere Boote und wir gesellten uns dazu. Aber es passierte erstmal nichts. Ploetzlich dachte ich ein grosser Fisch waere in der Naehe gesprungen. Aber dann sah ich einen Delfin der an der Oberflaeche spielte. Dann ein Zweiter. Sven und Konstantin waren begeistert und als ob die beiden Delfine eine Show fuer die beiden vorbereitet haetten, kamen sie an unser Boot heran und spielten, jagten sich vor und unter dem Boot durch, sprangen mehrfach voll aus dem Wasser und einmal klatschte der eine anhaltend mit der Schwanzflosse auf der Oberflaeche zu uns zu. Unglaublich! Eine bessere Delfinshow haette kein Meereszoo einstudieren koennen. Das waren Whitesided Dolphins die ich schon paar Mal dicht am Boot hatte ueber die Jahre aber so eine Spielshow hatte ich auch noch nicht erlebt!


    Aber das Angeln blieb erfolglos – ok, fast erfolglos. Einmal ruckelte eine Rute und Konstantin brachte etwas zum Boot. Einen kleinen Yelloweye Rockfish, hier auch Red Snapper genannt. Zwar nichts Brauchbares aber er freute sich ueber dieses farbenpraechtige Exemplar einer neuen Fischart. Der Fisch brauchte dann eine ganze Weile bis er wieder abtauchen konnte – ich dachte schon der Adler wuerde sich ihn holen aber er berappelte sich noch schnell genug. Als die Flut einsetzte und wir immer noch keinen vernuenftigen Biss gehabt hatten, liess ich uns mit der Flut zum Beechey Head weiter oestlich treiben. Die 2-3 km Distanz zur Trap Shack Bucht hatten wir im Nu hinter uns. Dort drehten wir einige Runden aber es bissen nur wieder ein paar Mini-Cohos. Ich wollte schon die Stelle aufgeben als ich wieder etwas neben dem Boot herumschwirren sah; ich konnte es gar nicht glauben, aber die Delfine waren uns auch hierher gefolgt! Und schwirrten und spielten wieder voellig ausgelassen um uns herum. Unfassbar! Wir waren ein Delfinmagnet aber dafuer Fischverschrecker!


    Schon etwas unruhig, packten wir bald wieder ein und ich fuhr uns wieder westlich vor Secretary Island. Irgendwo muss doch mal ein dummer Lachs sein! Hier hakten Sven und Konstantin dann auch 2 oder 3 Pinks und Cohos und wieder eine Menge Mini-Cohos. Es sah schon wie ein unproduktiver Tag aus, aber ich wollte noch nicht aufgeben und fuhr zu einer Stelle die manchmal super Faenge produziert, meist waehrend der Flut, aber manchmal auch fischlos ist. Aber ich wollte es mal probieren. Inzwischen hatte sich der leichte Wind auch ganz gelegt und das Wasser war schoen glatt und ruhig. Die zwei Downriggerruten gingen wieder auf Tiefe und ich hatte sogar noch eine dritte Rute in der Mitte ausgelegt, die mit einer Tauchscheibe einen Blinker auf paar Meter tiefer brachte. Die Platzwahl stellte sich sofort als ein Volltreffer heraus. Es rappelte nun alle paar Minuten an einer oder manchmal auch an zwei Ruten gleichzeitig. Konstantin hatte alle Haende voll und Sven hin und wieder auch wenn es Doppelbisse gab. Auch die Fischgroessen stimmten! Konstantin fing richtig schoene Cohos und ein paar fette Pinks. Besonders die Drills an der Mittelrute, an der kein Flasher vor dem Blinker montiert war, waren vom Feinsten. Ohne Flasher konnten die Cohos voll Gas geben und auch springen. Die Kerle gaben auch neben dem Boot noch lange nicht auf und machten das Ganze zu einem Heidenspass! Aber wo war denn mal ein Grosschinook!? Ich schlug Konstantin mal vor die eine Rute bis auf 40 m runterzulassen. Vielleicht waren ein paar Chinooks unter den Cohos? Keine 5 Minuten spaeter ruckte diese tiefe Rute kurz an und loeste gleich aus. Waehrend Konstantin die Rute aus dem Rutenhalter zu holen versuchte, riss der Fisch ihm fast die Rute aus der Hand. Aha, das war ein Grosser! Endlich! Jetzt galt es! Ich spornte Konstantin an; “Jetzt kannst Du zeigen was Du seit gestern gelernt hast! Gib’ alles! Das ist Dein Kapitaler!”. Der Lachs nahm erst einmal richtig Schnur von der Rolle. Konstantin liess ihn gut ziehen und stellte die Bremse gut ein. Sven und ich holten die anderen beiden Ruten ein und auch die beiden Downriggergewichte. So war kein Hinderniss mehr am Boot. Inzwischen gewann Konstantin Schnur zurueck – der Fisch schien auf’s Boot zuzuschwimmen. Ich gab etwas Gas um ihm zu helfen die Spannung zu halten. Bis jetzt alles gut!


    Dann zog der Lachs wieder brachial auf und davon. “Das ist ein richtig Guter!” meinte ich. Sven filmte Konstantin’s Drill. Dann sah ich einen Ruck an der Rute… “kurbeln!” rief ich und gab gleichzeitig Gas. Weg, einfach weg. Ach, das war eine Enttaeuschung! Jetzt hatte endlich mal einer der noch ziehenden Grossen zugeschnappt aber dann geht der auch wieder ab! Man konnte die Enttaeuschung in Konstantin’s Gesicht sehen. Das waere die Kroenung gewesen! Ich sagte ihm immer wieder das er nichts falsch gemacht hatte; er hatte den Lachs absolut perfekt gedrillt. Aber man kann beim Trolling eben nicht beeinflussen wo und wie der Haken haengt und Fische gehen immer mal wieder verloren. Gehoert dazu, leider. Aber wir hatten noch eine Stunde und vielleicht kam ja noch einer!


    Die beiden fingen noch ein paar schoene Cohos und auch noch ein oder zwei Pinks. Dann sah ich auf einmal ein Whale Watching Boot in unserer Naehe anhalten. Nanu, sollte sich etwa ein Wal hier herumtreiben. Ich schaute mich um und ploetzlich sah ich eine Flosse 30 m vor unserem Boot, dann noch eine und noch eine…. Ein ganzer Pott Orcas kam direkt auf uns zu! Sven schnappte sich sein Handy und filmte wie 6 oder 7 Orcase dicht neben und fast schon unter unserem Boot durchschwammen. Was fuer eine coole Show. Ich war auch fasziniert. Ploetzlich sah ich Konstantin aufspringen und zur Steuerbordrute hinhechten. Fish on, und der nahm gleich Schnur. Fuer einen Moment spielte ich mit dem Gedanken ob sich etwa ein Orca in der Schnur verfangen hatte. Aber schnell verwarf ich den Gedanken – wusste ich doch das das mit den sensiblen Orcas nie passiert und Konstantin’s Koerpersprache verhiess auch eher einen 15 pfuendiger Lachs als den viertoennigen Orca. Aber unfassbar, da beisste ein Chinook genau wenn die Orcas drumherum sind! Sven und ich mussten uns von den Orcas losreissen und Konstantin beim Drill helfen. Alle anderen Ruten und Downrigger raus und ihn anfeuern. Er machte das wieder klasse und ich betete innerlich das dieser Fisch haengenblieb. Konstantin parierte die Fluchten sehr gut und gab dann richtig Gas und machte Druck wenn der Fisch stehenblieb.


    Bald sahen wir den Silberbrocken, noch tief hinter dem Boot auftauchen. Kein Riese aber ein guter Fisch. Bis in die Haarspitzen war Konstantin konzentriert und sagte auch kein Wort. Sven gab ihm hier und da Tipps und Konstantin wechselte mehrfach die Bootsseite. Langsam bekam er seinen Gegner muede. Als er mal wieder ruhig neben dem Boot stand aber noch ueber einen Meter tief war, hiess ich Konstantin zurueckzutreten und dann kraeftig hochzuziehen. Jetzt kam der Kerl zur Oberflaeche und ich sackte ihn im Kescher ein. Jaaawollll! Wir yahooten los und klatschten uns ab als ich den Fisch ins Boot brachte. Ein schoener Kerl, vielleicht so 13 Pfund schwer. Sven entschied ueberraschend das der Fisch nun doch tatsaechlich mit nach Deutschland kaeme. Also versorgte Konstantin ihn fachmaennisch und dann schoss ein stolzer Papa Sven ein paar Fotos von dem gluecklichen Faenger und fast noch gluecklicherem Skipper! Mann, was fuer eine Erloesung! Der Junge hatte sich den Fisch aber sowas von verdient! Und er war auch sichtlich stolz darauf. Voellig zurecht. Und das mitten in den Orcas. Gibt’s denn sowas!? Wir fischten noch ein paar Minuten weiter aber ich weiss gar nicht ob wir noch was Weiteres gefangen hatten – der Hoehepunkt war erreicht und eigentlich konnte jetzt nichts mehr kommen das das Erlebnis toppen koennte. Bald packten wir dann stolz und zufrieden zusammen. Nach dem langsamen Start heute Morgen hatte dann am Ende alles und noch mehr geklappt. Fantastisch. Und soll ich Euch was sagen? Als wir die Krabbenfalle hochholten waren neben 12 Weibern auch ein grosses Maennchen dabei und ich konnte endlich eine Krabbe mit nach Hause nehmen! Alles richtig gemacht heute!


  • 13.9. 2025; East Sooke


    Dieses Jahr scheint die deutsche Anglerschaft British Columbia entdeckt zu haben! Letztes Wochenende verabredete ich mich erneut mit zwei deutschen Anglern, Daniel und Max, die fuer 3 Wochen durch die Kuestengebiete streifen. Sie hatten Lachs auf dem Plan und hatten es schon am Vedder Canal im Fraser Valley probiert, mit maessigem Erfolg. Danach sind sie mit dem Wohnmobil auf die Insel und haben eine Menge Buckellachse im Campbell River mit der Fliegenrute gefangen. Ein paar grosse Chinooks hingen wohl kurz am Haken, konnten aber nicht gelandet werden. Und so kamen sie voller Tatendurst letzten Samstag zu mir. Wir verabredeten uns fuer 6:30 Uhr an der Cheanuh Marina und fuhren von dort vor the East Sooke Kueste. Ich wollte zuerst soweit wie moeglich westlich um dann mit der Flut wieder Stueck fuer Stueck gen Osten zurueckzudriften. Auf dem Weg ueberfuhr ich gleich mal fast einen Buckelwal der ploetzlich 10 m vor dem Boot auftauchte. Aber als wir auf sein Wiederauftauchen warteten, kam nichts mehr. Er hatte wohl auch einen Schrecken bekommen!


    Ich fuhr uns zuerst vor den Eingang zum Sooke Inlet; eine Stelle an der wir mit viel Glueck vielleicht doch noch einen der letzten umherschweifenden Chinooks erwischen konnten. Ich sagte den beiden aber das dazu viel Glueck gehoeren wuerde. Aber der Sooke River war noch zu niedrig und warm und so schwirrten die paar hundert Sooke River Chinooks hier irgendwo zwischen Fjordeingang und Flussmuendung herum und vielleicht hatte ja einer Lust zu spielen. Die beiden hatten in Campbell River auch schon eine geguidete Lachsausfahrt auf’s Meer gemacht und waren daher schon mit dem Downrigger und Geraet vertraut. Dort hatten sie ein paar Cohos und einen kleineren Chinook gefangen. Und so brauchte ich auch gar nicht viel erklaeren und zeigen. Die zweite Rute war noch nicht ganz im Wasser als die erste Rute schon losrappelte. Daniel brachte einen guten Coho ans Boot der als Unmarkierter allerdings wieder rein musste. Aber das war mal ein Schnellstart!


    Es ging aber leider nicht so weiter und nach einer Stunde versetzte ich vor Secretary Island. Dort wurden wir von ziemlich dichtem Nebel umwoben und merkten erst spaeter das noch etliche andere Boote hier unterwegs waren. Aber hier kam wieder Action. Es bissen in regelmaessigen Abstaenden die Cohos. Aber es war keine typische Beissaktion wie wenn man dick im Schwarm steht. Mal kam ein Biss ziemlich tief und dann 15 Minuten spaeter wieder einer ganz flach. Es waren Cohotrupps unterwegs aber keine Massen und in allen Tiefen. Als wir eine Spinnrute mit Blinker an der Oberflaeche ausbrachten, kamen heftige Bisse daran. Cool zu sehen wie die Spinnrute ploetzlich brutal nach hinten gerissen wurde so dass man fast Angst bekam die Rute koennte dem Halter entweichen. Und dann der Drill an dem leichten Geraet ohne Flasher war nochmal schoener als an den Schleppruten. Max brachten den ersten stattlichen Brocken ans Boot; und der war sogar markiert! Knappe 8 Pfund Silber! Feine Sache.


    Allerdings waren die meisten wilde – also unmarkierte Cohos und wurden gleich im Wasser wieder abgehakt. Aber irgendwann fing dann Daniel einen noch laengeren aber dafuer schlankeren Coho der auch markiert war. Einmal hatten wir auch einen Doppelbiss von wilden Cohos. Ein Chinook wollte sich aber nicht auftreiben lassen. Nachdem wir einen dritten, etwas kleineren markierten Coho behalten hatten, fuhr ich uns zu unserer letzten Stelle des Tages, zur Trap Shack Bucht. Die Flut hatte mittlerweile auf Ebbe gewechselt und wenn hier noch ein Chinook herumhing dann wuerde er sich nun in dieser Bucht vor der Ebbstroemung abducken. Wir zogen ein paar Schleifen, hatten viel Kraut zu verarbeiten und wollten schon einholen als ploetzlich beide Downriggerruten gleichzeitig loslegten, Daniel’s loeste auch sofort auch und war vollkrumm. Das sah aus wie der letzte Chinook der Saison! Daniel konnte kaum einen Zentimeter gewinnen. Max meinte sie waeren vielleicht verheddert aber das war es nicht, wie sich bald herausstellte. Denn Max’ Fisch liess sich herandrillen waehrend Daniel noch mit vollkrummer Rute einfach dastand. Irgendwas stimmte da doch nicht! Vielleicht ein grosses Kelpstueck? Aber nein, da war auf jeden Fall Leben drin, meinte Daniel. Bald hatte Max einen mittleren Coho am Boot – ein Wilder, der durfte also wieder schwimmen. Damit schloss sich also auch eine Schnurverwicklung aus. Nach und nach brachte Daniel seinen Gegner heran. Etwas Silbriges tauchte auf; also auch nicht der Butt den ich schon heimlich verdaechtigte. Waere auch unwahrscheinlich gewesen so weit ueber Grund wie wir gefischt hatten. Bald sahen wir was los war; ein grosser Coho der sich in das Vorfach eingewickelt hatte und daher halb seitwaerts heran kam. Ein wirklich fetter und grosser Coho, schon mit einem kleinen Laichhaken! Leider wieder wild und damit Entlassungskandidat. Aber wahrscheinlich der Groesste heute und direkt am Ende. Fuer eine Minute hatte ich gedacht wir haetten doch noch den letzten Chinook erwischt! Dann war Schluss und wir fuhren zufrieden zurueck. Das war ein schoener Tag zusammen gewesen, mit einigen Fischen, einigen schoenen Keepern, und glattem Meer!


    Max und Daniel blieben noch paar Tage in der Gegend und mieteten sich zwei Tage spaeter an der Pedder Bay Marina noch ein Motorboot mit Downriggern und versuchten ihr Lachsglueck nochmal auf eigene Faust. Ich gab ihnen noch paar Tipps fuer diese Gegend und voila, die beiden haben nochmal ein paar richtige schoene Cohos bis ueber 10 Pfund gefangen. Klasse gemacht, Jungs! Petri Heil!


  • 22.9. 2025; Sooke


    Ich konnte mir kurzfristig den Montag freimachen und somit mal wieder solo auf Lachsjagd ziehen. Ich war etwas zerrissen zwischen zwei Moeglichkeiten: einmal konnte ich natuerlich mit meinem Boot vor Sooke oder East Sooke fahren und mit den Cohos spielen. Dann wiederum hatte ich einen Bericht von Port Renfrew (2h Fahrzeit) bekommen der besagte, dass die Cohos dort am Strand und vor den zwei Flussmuendungen stehen wuerden und sich mit Spinn-und Flugangel fangen liessen. Das waere auch ein Superspass! Aber die lange Fahrerei solo bis dorthin schreckte mich schliesslich von der letzteren Moeglichkeit ab.


    Der Stroemungswechsel, immer eine potentiell gute Beisszeit, war erst gegen Mittag und so konnte ich einen faulen Start machen. Kurz nach 10 Uhr war ich auf dem Wasser. Schoen wenn die Bootsrampen wieder zu allen Tageszeiten Platz und Ruhe haben! Dann dueste ich bei grellem Sonnenschein, 22 Grad und kaum Wind vor das Sooke Inlet und zog dort meine Kreise. Es war regelrecht heiss auf dem Boot und am Abend musste ich feststellen, dass ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen hatte. Aber ein herrlicher Tag auf dem Wasser – und ich war auch gar nicht boese das es ein fauler Tag wurde. Ich fischte mit 3 Ruten in allen Tiefen von Oberflaeche bis 30 oder gar 40 m runter. Die sporadischen Bisse kamen meist so in 30 m. Cohos sind mit meine liebsten Zielfische. Erstmal sind sie bildschoen; silberblank, und wohlgeformt. Und dann sind sie aggressiv! Die Bisse kamen hammerhart und rissen die Schnur meist gleich aus dem Downriggerclip. Da die Cohos nun auch fast ihre Maximalgroesse erreicht haben, waren einige von 10 plus Pfund mit dabei und lieferten einen tollen Drill ab. Cohos neigen auch gern zum Springen – was spektakulaer aber auch verlustreich ist. Und dann sind Cohos superlecker; tiefrotes Fleisch, eine fantastische Konsistenz und einfach ein Genuss.


    Es war kein grosses Beissfest und in 4,5 h fing ich vielleicht 8 oder 9 Fische. Aber es waren ein paar richtig grosse Milchner dabei mit Laichhakenansatz und locker 5 kg auf den Rippen. Leider sind die Groessten meist unmarkiert und damit wieder freizulassen. Aber ich brauchte auch nicht unbedingt eine Menge Fisch sondern ich war zum Spass und zur Erholung hier. Einen wollte ich aber doch gerne mitnehmen; hatte ich doch zuhause Fischessen zum Abendbrot versprochen. Die Mittelrute fischte ich ohne Downrigger; nur mit einer kleinen vorgeschalteten Tauchschaufel und dann einen gruen/chrom Blinker 2 m dahinter. Das lief dann wohl so 2-4 m tief (schaetze ich mal). An dieser Rute wuenschte ich mir einen Biss weil dieses Geraet den maximalen Drillspass versprach. Leider blieb gerade diese Rute lange ganz still aber dann ploetzlich gegen Ende der Tour kam doch noch der Einschlag und die mittelharte Spinnrute machte eine beaengstigende Verbeugung. Wieder kam ein ein herrliches Silberpaket ans Boot – aber wieder unmarkiert. Sollte ich etwa ohne Fisch nach Hause kommen und noch die Truhe pluendern muessen?


    Ich fuhr weit raus auf die offene JDF Strasse und dort biss dann doch noch ein 9 pfuendiger markierter Coho. Super athletisches Exemplar. Und was ich jetzt auch bestaetigen kann, auch sehr lecker! Da draussen kam ich auch noch in die Naehe eines Buckelwales den die Whale Watcher wohl uebersehen hatten denn dere Boote donnerten alle vorbei nach Westen. Ich genoss die Ruhe und die unanstrengende Cohoaction und vorallem das ententeichglatte Wasser!


  • 27.9. 2025; Sooke


    Der letzte Trip auf’s Meer ist schon fast 2 Wochen her! Ich wollte an diesem Wochenende eigentlich der Lachsbrutstation am Sooke River helfen den Fluss auf Chinooks abzufischen. Die Station wollte die reifen Chinooks im Fluss fuer die Eierentnahme fangen. Die Jack Brooks Hatchery am Sooke River ist klein und ausschliesslich von Freiwilligen unterhalten. Das Fischereiministerium schaut hin und wieder mal rein um zu kontrollieren das alles mit rechten Dingen zugeht. Und in den meisten Jahren liefert das Fischereiministerium auch eine Anzahl Chinookeier aus der nahen ministeriumgefuehrten Brutstation am Nitinat River um die Gesamtanzahl der Chinookeier am Sooke River zu erhoehen. Durch diese Vermischung von Nitinat und Sooke Chinooks ist der Chinookstamm im Sooke River genetisch praktisch identisch mit dem Nitinat Chinook. Das hat Vor- aber auch Nachteile. Einmal ist es biologisch unbedenklich in schlechten Jahren am Sooke River einfach mit mehr Nitinateiern aufzustocken. Aber auf der anderen Seite ist es immer besser nur von dem originalen Heimatfluss nachzuzuechten.


    Jedenfalls hatte es vor knapp zwei Wochen noch nicht genug geregnet und es waren noch zu wenig Lachse im seichten und warmen Fluss um ein Abfischen organisieren zu koennen. Es wurde um eine Woche verschoben. Mein Sohn Alex hatte sich aber schon den 27.9. von Arbeit freigemacht und so nutzten wir den freien Tag um mal wieder zusammen angeln zu gehen. Er lud noch seinen angelverrueckten Freund Wyatt ein und so fuhren wir Samstag am spaeteren Morgen zur Sunny Shores Marina. Bevor wir zu Cohojagd auszogen, setzten wir noch die Krabbenfalle im Sooke Inlet ein. Dann duesten wir in die Juan de Fuca Strasse. Es war ein herrlich windstiller Spaetsommertag. Jetzt mussten nur noch die Lachse mitspielen. Die erste Stelle brachte nichts als ein paar Shakers. Dann biss ein etwas groesserer Lachs den Wyatt bis neben das Boot brachte. Ich sah eine Fettflosse und meinte “wilder Coho, muss wieder freigelassen werden”. Wyatt wollte den vielleicht 5 pfuendigen Lachs schon mit der Zange abhaken als ich ploetzlich den Schwanz besser zu sehen bekam. “Moment mal, das ist ja ein Winter Chinook!” Ein Fresslachs, der erst naechstes Jahr aufsteigen wuerde. Die konnte man jetzt auch schon behalten wenn man wollte. Ich fragte Wyatt ob er Fisch mit nach Hausen nehmen wollte und er nickte. Ok, dann nehmen wir den hier eben mit und damit langte ich nach dem Kescher. In diesem Moment schlug sich der Lachs vom Haken los. Ahhhh, dumm gelaufen!


    Ich hoffte, dass mit zunehmender Flut ein paar Cohoschwaerme dichter unter Land gespuelt wurden. Vor Secretary Island kamen dann auch die ersten harten Bisse an der tiefen Rute. Im Sommer faengt man die Cohos fast ausschliesslich flach - von der Oberflaeche bis vielleicht 20 m tief. Jetzt im fruehen Herbst und dann bis in den spaeten Oktober findet man die Cohos aber immer tiefer; manchmal bis zu 50 m tief. Keine Ahnung warum das so ist. Auch wenn die Cohos um diese Zeit natuerlich schon einiges groesser als noch im Sommer sind, nimmt die groessere Fangtiefe leider auch etwas von der Drillintensitaet weg. Die Cohos kaempfen dann nicht so toll und werden erst direkt am Boot richtig munter. Aber dafuer kann man jetzt auch mal einen 15 Pfuender erwischen. Frueher waren sogar 20 Pfuender moeglich.


    Die Bisse kamen oft brutal und loesten meistens schon gleich die Schnur aus dem Downriggerclip. Wyatt hatte nicht viel Trollingerfahrung und musste sich erst einfuchsen. Aber nach zwei verpassten Bissen hatte er dann endlich einen schoenen Coho gehakt und im Drill. Erstaunlicherweise war der auch gleich ein Markierter und durfte mit. Ich fuhr nun Schleifen um diese Fangstelle. Zwei andere Boote hatten auch hin und wieder mal Action. Alex brachte als naechstes einen schoenen fetten Cohomilchner ans Boot – wild und damit auch gleich wieder zurueck. Dann war wieder Wyatt dran – ein aehnlich grosser Wildlachs. Nach zwei weiteren verpassten Bissen war dann erstmal wieder Ruhe. Ich fuhr uns weit raus – nichts, und dann dicht vor Secretary Island. Dort riss es ploetzlich hart an Wyatt’s Rute und er brachte einen sportlichen aber wieder unmarkierten Coho ans Boot. Kurz danach rappelte die Rute auf Alex’ Seite los und er meinte gleich nach dem Anschlag “big fish!”. Nach der Kruemmung der Rute zu urteilen musste das wirklich ein Brecher sein. War das noch ein superspaeter Grosschinook oder ein Monstercoho? Wir waren gespannt!


    Der Fisch nahm aber nicht richtig viel Schnur und so war ich etwas skeptisch. Nach einiger Zeit hatte Alex den Fisch herangearbeitet und wir bekamen einen guten Blick auf ihn. Ein stabiler Coho aber er war irgendwie in die Schnur eingewickelt und kam daher halb seitwaerts heran. Schade, ein Monstercoho waere schoener gewesen! Aber es war wirklich auch ein feiner Cohomilchner. Vielleicht nicht riesig lang aber tief und mit einer cool aussehenden Hakenschnautze. Aber natuerlich unmarkiert und so durfte der Zehnpfuender, nachdem ich ihn schadlos von der Schnur befreit hatte, gleicht wieder abziehen.


    Nach einer Beisspause hatte Wyatt dann mal wieder einen Lachs am Wickel. Den hatte er richtig tief unten im Keller gefunden. Und es stellte sich bald heraus, dass es wieder ein Winterlachs (Chinook) war. Gar nicht schlecht fuer diese Jahreszeit – er war sicher 7-8 Pfund schwer. Wenn man sich vorstellt, dass der noch ein Jahr wachsen koennte und sein Gewicht sicher noch vervierfachen wuerde bis dahin, da kann man sich ausrechnen was fuer ein Kaliber das haette werden koennen. Aber fuer den hier war in Wyatt’s Kueche Endstation.


    Wir drehten noch eine Runde durch die Trapshackbucht wo uns nicht nur ein Buckelwal sondern auch eine Gruppe Delfine besuchte. Noch faszieniert von dem Anblick verpassten wir fast einen furiosen Doppelbiss! Beide Rute rissen ploetzlich hart runter und beide Jungs waren am Drillen. Alex’ Fisch sprang auch noch ein paar Mal. Es schienen beides gute Fische zu sein. Natuerlich ging der Trashtalk sofort hin und her: “meiner ist groesser” und “Deiner ist ja ein Winzling im Vergleich”… Ich hakte beide Wildlachse wieder ab und entschied das beide knapp 10 Pfund gehabt haetten. Papa Diplomat – kam es zurueck. Und so kam dann ein schoener Angeltag mit den jungen Burschen zu Ende. Wir hatten noch Glueck und 2 gute maennliche Krabben in der Falle. Wyatt spielte allerdings etwas zu naiv mit der einen und wurde ordentlich gezwickt. Das haette auch blutig ausgehen koennen. Wyatt bekam die beiden Lachse mit und wir nahmen die zwei Krabben mit nach Hause. Voller Erfolg!


    Am folgenden Wochenende, am 4.10., waren dann endlich genug Lachse im Sooke River und die Hatchery organisierte das Abfischen. Auch das war ein Erfolg denn wir fingen etwa 150 Chinooks mit dem Netz wovon wir 60 Rogner und 60 Milchner entnahmen. Schoen zu sehen war auch eine ungewoehnlich hohe Anzahl an herrlichen Cohos. Leider waren die Hundslachse nur schwach vertreten. Cohos und Hundslachse wurden alle wieder freigelassen. Die Brutstation zieht nur Chinooks und manchmal paar Cohos heran. Am folgenden Tag waren dann auch schon 8 Chinookrogner reif genug zur Eierentnahme und einige Milchner zur anschliessenden Befruchtung. Seit vielen Jahren habe ich mal wieder bei der Prozedur mitgemacht. Immer wieder interessant und auch Spass.


  • 16.10. 2025; Sooke


    Der naechste Deutschlandbesuch stand im Oktober an. Meine Schwiegermutter brachte unsere 15 jaehrige Nichte Clara mit. Clara war vor 2 oder 3 Jahren mit ihrer ganzen Familie hiergewesen und bei der Gelegenheit hatte ich ihren Vater und sie mit dem Angelvirus angesteckt. Das mache ich am allerliebsten! Seidem haben mein Schwager und meine Nichte den Fischereischein in Deutschland gemacht, sind Mitglieder in einem Angelverein am Niederrhein geworden und gehen gemeinsam regelmaessig auf Fischjagd! Darauf bin ich total stolz!!


    Jetzt war Clara mit ihrer Oma hier und hoffte natuerlich, dass ich mit ihr ein paar Angelabenteuer einleiten wuerde. Ich hatte leider keinen Urlaub und konnte mir nur mal einen Wochentag freimachen. Das passte mit dem Wind ganz gut und so machten wir un smit MaxWaldi nach Sooke auf. Vielleicht waren noch ein paar spaete Cohos im Meer unterwegs; ansonsten mussten wir es schon auf die naechstjaehrige Chinookgeneration – die Winter Chinooks probieren. Ab Mitte Oktober, besonders nach den ersten ergiebigen Herbstregenfaellen, geht typischerweise die Meeresangelei auf Lachs zu Ende. November und Dezember sind dann normalerweise die mauesten Lachsmonate bis dann ab Weihnachten sich die Winterlachse wieder zahlreich einstellen. Aber irgendetwas wuerde schon noch zuschnappen, hatte ich Clara versprochen.


    Wir liessen bei Sunny Shore Marina ein, legten noch die Krabbenfalle aus und schauten einer Herde Stellars Seelowen beim Sonnen zu. Die Kerle hatten Teile der verfallen Marinadocks als Herbstquartier bezogen. Dann duesten wir vor den Sooke Fjord in die Juan de Fuca Strasse. Es war etwas windiger als vorhergesagt, aber nicht schlimm und vorallem trocken. Die erste Stelle war ein Flop, die zweite auch. An der dritten fingen wir 2 oder 3 Shaker (Minilachse) und Clara meinte das waere doch schon mehr als sie manchmal an einem ganzen Wochenende am Vereinssee gefangen hat. Der Wind blies weiter auf und ich sah unsere Chancen schwinden. Ich entschied mich zu einem letzten Versuch direkt vor dem Otter Point, wo ich um diese Jahreszeit eigentlich nie fische.


    Clara war schon Experte am Downriggergeschirr und bediente das Geraet perfekt. Wir hatten gerade beide Ruten eingesetzt als Clara ploetzlich aufgeregt zur Steuerbordrute wiess. Ein Blick und ich sah die Rute sich schon tief verbiegen – die war schon lange aus dem Clip heraus – das musste ein guter Fisch sein! Ich war verwundert warum Clara nicht sofort hinreichte aber wollte auch keine Zeit mit Instruktionen vergeuden – den ersten guten Biss heute nach 3 Stunden Nichts wollte ich nicht vergeigen. Also sprang ich hin, riss die Rute raus und hieb an – guter Widerstand. Dann machte ich Druck und lockerte die Bremse und drueckte Clara die Rute in die Hand. Waehrend sie drillte, raeumte ich die andere Rute ein und auch beide Downrigger. Wer weiss, das war vielleicht die einzige Chance heute! Den duerfen wir nicht verlieren – ich wollte Clara ja auch ein paar leckere selbstgefangen Filets mit nach Deutschland schicken.


    Sie machte das Klasse und der Fisch schien nicht klein zu sein – nahm aber kaum Schnur. Das machte mich etwas nervoes weil der Fisch dann sicher neben dem Boot verrueckt spielen wuerde und dort gute Chancen hatte den Schonhaken wieder loszuwerden. Als Clara den Fisch endlich auf Sichtweite brachte, staunte ich – das musste ein richtig guter Coho sein. Aber er sprang nicht – komisch! Wie erwartet wurde der Fisch am Boot munter und sausste hier und dahin und immer dicht an den Motoren vorbei. Ich ermutigte Clara die Rollenkurbel ruhig mal loszulassen um den Druck etwas abzufedern. Und dann dah ich eine Kescherchance als der Fisch mal eine Sekunde in Reichweite stillstand. Ich sackte ihn ein und noch waehrend ich den Kescher hochhob versuchte der Lachs aus dem Kescher herauszuspringen. Ich konnte gerade noch rechtzeitig zumachen und brachte den Burschen rein. Was fuer ein praechtiger Coho sagte ich, holte ihn aus dem Kescher heraus und musste mich korrigieren: das war kein Coho, das war ein Chinook! 74 cm und sicher ueber 10 Pfund. Das war erstaunlich gross fuer einen Winter Chinook um diese Jahreszeit – der hatte ja noch ein ganzes Jahr zu wachsen und wuerde sein Gewicht noch vervierfachen! Beim Schlachten stellte sich dann heraus das das tatsaechlich noch ein diesjahriger laichreifer maennlicher Chinook war. Wow, 16. Oktober. Das war offiziell der spaeteste reife Chinook im Jahr den ich je gefangen hatte. Clara freute sich auch riesig ueber diesen schoenen Fang und versorgte ihn auch waidgerecht.


    Nun drehten wir natuerlich noch ein paar weitere Runden an der Stelle. Und dismal zog die andere Rute los und Clara machte nun alles alleine. Nach kurzem Drill brachte sie einen mittleren Coho ans Boot den ich auch ainsackte und zu dem Chinook auf Eis legte. Clara konnte sich nun schoen mal den Unterschied zwischen den beiden Lachssorten anschauen. Mehr sollte leider nicht mehr passieren. Der Wind wurde immer staerker und wir machten uns auf dem Heimweg. Ich hielt nochmal an einer Stelle kurz an und wir probierten dort nochmal 10 Minuten aber umsonst. Dafuer hatten wir 2 massige Krabben in der Falle.


    Nicht viel Action aber dafuer eine 100% Chancenverwertung und zwei schoene Lachse zum Mitnehmen. Und ich bin richtig stolz auf meine angelbegeisterte und interessierte Nichte! Das wird nicht die letzte Angeltour mit ihr gewesen sein, denke ich.


    Waehrend ihres restlichen Kanadaaufenthaltes schafften wir es nicht mehr auf’s Meer raus aber ich fuehrte sie in die Welt des Bellyboot- Fliegenangelns an einem lokalen See ein. Und sie war wieder begeistert dabei und fing einige sehr schoene Regenbogner an der Flegenrute. Das Maedel ist auf immer angel-versaut!


  • 26.10. 2025; Sooke


    Natalie, die Tochter meines Schulfreundes in Deutschland, die ein Semester hier an der Universitaet Victoria studiert, hatte ihren Freund zu Besuch. Und diesen wollte sie auch mal die Wasser-und Fischwelt auf Vancouver Island zeigen. Ich versprach die beiden mal mit raus auf’s Meer zu nehmen. Wir hatten Glueck und schon am Tag nach seiner Ankunft, am Sonntag den 26.10. sah der Wind brauchbar aus und ich holte die beiden morgens an Natalie’s Studentenbude ab. Ihr Freund Max war ein lustiger und leicht zu begeisternder junger Mann, der allerdings mit Angeln noch keine wirkliche Erfahrung hatte. So erklaerte ich schon mal Grundsaetzliches auf der Fahrt zur Marina in Sooke. Es war ein kalter Tag, mit Regenschauern und auch auffrischendem Wind. Ich hoffte Max war seefest.


    Ruckzuck war das Boot im Wasser – wir hatten die Marina fuer uns alleine. Ich hielt noch kurz an der neuerlichen Seeloewenkolonie an den aeusseren Marinadocks und die beiden konnten die praechtigen Fleischhaufen auf den Docks bewundern, und auch wie agil die wurden sobald sie im Wasser waren. Dann legten wir noch die Krabbenfalle aus und duesten das Sooke Inlet hinaus. Vor den Sooke Bluffs kamen wir an einer kleinen Gruppe Delfine vorbei. Vielleicht tauchten ja auch noch paar Wale auf. Max war sehr interessiert an allem. Ich wollte zuerst soweit wie moeglich westlich da der Wind nur noch staerker werden sollte und von West kam. Da ich kuerzlich mit meiner Nichte Clara am Otter Point ein paar Lachse gefangen hatte, wollte ich das noch einmal probieren. Ich hatte nicht viel Hoffnung das noch reife Cohos da waren – es hatte schon gut geregnet und ich wusste von der Sooke River Brutstation das die Cohos schon zahlreich im Fluss waren. Aber vielleicht zog noch ein Nachzuegler herum und so fischten wir eine Rute noch ziemlich flach. Die zweite Rute war fuer die Winter Chinooks ausgelegt, die hauptsaechlich grundnah Sandaale jagten.


    Ich erklaerte Max das Geraet und ich muss sagen ich habe noch keinen gesehen der das alles so schnell verstanden und drauf hatte. Praktisch nach der Einfuehrung fasste ich das Geraet nicht mehr an. Beeindruckend, und das fuer einen Nichtangler! Erstaunlicherweise fand ich sehr schnell eine groessere Ansammlung von Futterfisch und Lachs. Der erste Biss kam nur Minuten nach dem Einlassen. Natalie hatte Adleraugen wie ihre Mutter und wiess Max gleich auf die schon wippende Rute hin. Das war die tiefe Rute mit schlankem Blinker. Max schnappte sich die Rute und folgte meinen Drillanweisungen. Hin und wieder kurbelte er die Rolle rueckwaerts bis ich ihn ermahnte – die Schnur musste stramm bleiben! Wir hatte Glueck und der Fisch blieb haengen und kam langsam heran. Ich sah ein Silberpaket aus der gruenen Tiefe auftauchen – ja, das war ein anstaendiger Fisch und schnappte mir den Kescher. Ein paar bange Sekunden neben dem Boot denn der Lachs hing knapp und tobte nun an kurzer Leine. Aber bald fand ich einen geeigneten Keschermoment und sackte ihn ein.


    Toll, ein schoener 6 pfuendiger Winter Chinook! Das ging ja gut los! Max konnte es gar nicht glauben wie schnell das geklappt hatte. Wir schossen ein paar Fotos von dem gluecklichen Erstfaenger und dann ging das Geschirr wieder auf Tiefe. Ich zog Kreise durch die regelmaessige auftauchenden Futter- und Lachsschwaerme. Und das Beissen an der tiefen Rute ging weiter. Leider wurden die Lachse immer kleiner und wir liessen die alle wieder im Wasser frei. Aber Max freute sich an der reichlichen Action. An der flachen Rute passierte nichts aber ich bestand darauf die dort zu belassen. Wenn wirklich noch ein Coho unterwegs war dann wollte ich wenigstens eine Chance drauf bewahren.


    Ein anderes Boot gesellte sich dazu und fing auch einige Fische – ich konnte aber nicht bestimmen ob da Keepers dabei waren oder nicht. Nach und nach wurde das Wetter haesslicher und wir versteckten uns so gut wie es ging unter dem Dach. Fuer Natalie machte ich auch bald den kleinen Propanheizstrahler an um sie vom Einfrieren zubewahren. Nach dem Gezeitenwechsel waren die Futter- und Lachsschwaerme ploetzlich verschwunden. Wir versuchten es noch eine Weile auf der anderen Seite des Otter Points – aber nichts. Dann legte der Wind ordentlich zu und wir machten uns heimwaerts. Vor den Bluffs waren die Delfine immer noch aktiv und ich machte dort nochmal einen kurzen Angelstopp – vielleicht war dort viel Futter das auch Lachse angezogen hatte, aber nach erfolglosen 10 Minuten brachen wir endgueltig ab. Dafuer hatten wir in der Krabbenfalle wenigstens eine massige Dungenesskrabbe und so schickte ich die beiden mit einem feinen Westkuestendinner aus Lachs und Krabbe nach Hause.


    Die beiden hatten Spass an dem Ausflug gehabt und Max wird sicher nicht das letzte Mal eine Angelrute angefasst haben. Ich spuere das wenn einer diese Anlage hat – er war nur noch nie damit in Beruehrung gekommen. Schade, dass nicht mehr losgewesen war aber das war jetzt die schwierigste Zeit bis etwa Weihnachten. Daher war ich froh das wir ueberhaupt was gefangen hatten und auch was mitnehmen konnten.


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